Link zur Seite versenden   Druckansicht öffnen
 

Wirklich „altes“ Handwerk übersteht die Zeit

Prackenbach, den 20. 07. 2015

Neunter und letzter Teil der Serie „Altes Handwerk“ – Zimmerer Thomas Vogl erzählt

(Quelle: Viechtacher Anzeiger / Kötztinger Zeitung, von Lisa Wieland)

Prackenbach. „Wirklich altes Handwerk ist für mich, wenn es die Zeit überstanden hat und auch heute noch ausgeübt wird.“ Diese Meinung vertritt Thomas Vogl, der sich 2013 als Zimmerer selbstständig gemacht hat. Auf der 900-Jahr-Feier in Prackenbach wird er den Besuchern sein „altes“ Handwerk präsentieren.

Dabei spielt es für den Rattenberger, der sich gerade in Moosbach seine eigene Zimmerei aufbaut, keine Rolle, dass im Vergleich zu früher „fast gar nichts mehr“ gleich geblieben ist. „Eben deswegen, weil sich das Handwerk an die moderne Zeit angepasst hat, existiert es ja noch“, sagt er. „Und der Werkstoff Holz ist schon immer gleich und das wird auch in Zukunft so sein.“ Für diesen Beruf hat sich der 28-Jährige entschieden, weil „mit Holz zu arbeiten einfach schön ist“. Die Entscheidung, sich damit selbstständig zu machen, traf Thomas Vogl, obwohl er nicht in einen Familienbetrieb einsteigen konnte. „Ich bin gerne mein eigener Herr“, erklärt der Zimmerer. „Aber es ist schon sehr schwierig und verursacht enorme Kosten.“

Teure Selbstständigkeit

Sämtliche Maschinen musste er sich selbst anschaffen. „Da wärs schon um einiges leichter gewesen, wenn man sich wo eingliedern könnte.“ Mitarbeiter hat er bisher keine, „es ist einfach viel überschaubarer, wenn man alleine arbeitet und keinen Druck durch zusätzliche Verantwortung für einen Mitarbeiter hat“, schildert der Zimmerer. „Langfristig gesehen möchte ich meinen Betrieb allerdings schon vergrößern.“ Momentan ist es ziemlich stressig für den 28-Jährigen, weil er neben seinen Aufträgen auch seine Zimmerei aufbauen muss. „Die Familie und Freunde sind deshalb sehr wichtig“, betont er. Bruder wie Vater sind stets zur Stelle, wenn Hilfe gebraucht wird. „Das sind oft Kleinigkeiten, die so nicht auffallen, aber die Hilfe ist echt Gold wert.“ Zurzeit tut er sich auch mit anderen Selbstständigen zusammen, das vereinfacht vieles.

Im Vergleich zu früheren Zeiten ist die Arbeit zwar leichter geworden – wegen der maschinellen Unterstützung – „aber es ist immer noch eine ziemliche Schinderei“, wie der Zimmerer findet. Ein großer Unterschied ist jedoch, dass man früher zwingend „auf die Walz gehen“ musste, wenn man einen Meistertitel erreichen wollte. Gesellen verschiedener Zünfte, eben auch Zimmerer-Gesellen, gingen für eine bestimmte Anzahl an Jahren auf Wanderschaft und sammelten Erfahrungen, indem sie sich in verschiedenen Orten für kurze Zeit niederließen und dort arbeiteten. Dabei trugen sie die traditionelle Zunftkleidung („Kluft“), die für jedes Handwerk anders aussah.

Auch Thomas Vogl besitzt eine „Kluft“ und hat sie beim Besuch des Viechtacher Anzeigers extra angezogen. Für den Meistertitel in der heutigen Zeit ist das nicht mehr notwendig. „Nur sehr wenige machen das heute noch. So lange Zeit ohne Geld zu leben ist für die meisten nicht erstrebenswert“, glaubt Thomas Vogl. „Diejenigen, die auf die Walz gehen, wollen oft einfach nur was von der Welt sehen“. Auch die anschließende Arbeit der Zimmerer war laut ihm teilweise eher von Wanderschaft geprägt. „Einige zogen von einem Anwesen zum nächsten Bauernhof und errichteten dort ihre Arbeit für Lohn und Unterkunft.“ Das wenige Werkzeug, das man damals besaß, nahm man entweder mit oder Bauern stellten es zur Verfügung. Bei der Verarbeitung sind nur noch wenige Dinge gleich geblieben, wie der 28-Jährige beschreibt.

Wenig gleich geblieben

„Zum Beispiel verwendet man manchmal immer noch sogenannte Zapfen. Werden zwei Hölzer zusammengesteckt, dann wird bei einem etwas herausgestemmt, beim anderen kommt ein Zapfen dran. Dann wird das ganze stabiler“, erklärt er. Auch die Arbeit mit Hammer und Nagel ist noch traditionell, „aber natürlich gibt es keine Holznägel mehr, sondern welche aus Eisen“. Ebenso wird immer noch ein Stemmeisen verwendet, wie auch eine Handsäge. „Die schaut dann allerdings anders aus als früher und auch diese Arbeit wird beinahe ausschließlich schon von Maschinen ersetzt.“ Meistens verwenden Zimmerer Fichten-, Tannen- oder Lärchenholz. „Diese sind für den Außenbereich geeignet, leicht zu bearbeiten und preiswerter in der Anschaffung, was schließlich in den Dimensionen, in denen wir arbeiten, auch sein muss.“

Auf der 900-Jahr-Feier zeigt Thomas Vogl zwar auch Werkzeug aus alten Zeiten, „aber ich möchte auch was Neues zeigen. Hätte sich das Handwerk nicht angepasst, würde schließlich niemand mehr danach fragen“, meint er. Genaues steht noch nicht fest, vielleicht wird er zeigen, wie früher Balken aus einem Stamm geschlagen wurden. „Das kann aber heute fast niemand mehr.“ Geplant ist auch, dass die Besucher sich selbst im „Nageln“ testen können und mit einem Hammer Nägel in einen Baumstamm schlagen dürfen.

 

Foto: Thomas Vogl in seiner „Kluft“ (Foto: Wieland)

 

Bild zur Meldung: Wirklich „altes“ Handwerk übersteht die Zeit

Veranstaltungen
Klicken Sie hier, um die Inhalte von "heimat-info.de" anzuzeigen. Beim Aufruf gelten abweichende Datenschutzbestimmungen der Webseite "heimat-info.de"
Wetter

 

 

 

Viechtacher Land

 

 

 

Bayerischer Wald

 

 

 

Der Bayerische Wald - Erfrischend natürlich.

 

 

 

Aberland Logo
 

 

 

 

Ostbayern

 

 

 

 

Donau-Wald