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Gottfried Weileder, ältester Prackenbacher

Prackenbach, den 22. 03. 2018

Gemeindebürger starb 9 Tage vor seinem 99.Geburtstag Eine große Persönlichkeit in der Welt der Gehörlosen

und Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande

 

Zell-Prackenbach. „Ruhe mit Würde, wer das erreicht, hat des Lebens Gipfel erklommen. Ihm ist, da ihm der Alltag schweigt, ewiger Sonntag gekommen“, diese treffenden Worte haben die Angehörigen auf das Sterbebild von Gottfried Weileder drucken lassen, der am 11. März (9 Tage vor seinem 99. Geburtstag) nach einer sehr kurzen, schweren Krankheit friedlich im Kreise seiner Familie eingeschlafen ist. Es war einer seiner geliebten Weisheiten. Dieses stand auf einem Bild, das er bereits mit 19 Jahren erworben hat und seitdem eines seiner Liebsten war.

 

Obwohl er sich bis zuletzt noch bester Gesundheit erfreute und sich auch noch vor einem Monat beim Seniorentreff der Gehörlosen in Cham mit vielen Freunden aus ganz Bayern traf, kam sein Tod für seine Lieben und allen, die ihn kannten, trotz seines hohen Alters doch sehr überraschend und unerwartet, wobei er noch im letzten Jahr bemerkte, dass er gerne 100 Jahr alt werden möchte.

Er wurde, auf seinen Wunsch hin, in aller Stille und im engsten Kreis der Familie im Pfarrfriedhof zu Rattenberg beigesetzt.

Es findet jedoch ein Gedenkgottesdienst – der zentralen Lage geschuldet – in Plattling am 14. April in der St. Michael-Kirche um 11.30 Uhr statt.

 

Gottfried Weileder, ein äußerst freundlicher und unterhaltsamer Mensch, wurde am 20.03. 1919 in Eichendorf/Niederbayern geboren. Da er mit sieben Jahren durch Scharlach sein Gehör verlor, besuchte er von 1927 bis 1932 die Gebärdenschule in München und absolvierte eine Lehre als Glas- und Porzellanmaler – er war erst 14 Jahre. Da es keine Berufsschule für Gehörlose gab, besuchte er die Berufsschule für Hörende.

Ab 1937 war Weileder als Landkartenzeichner im Bayerischen Landesvermessungsamt München, in Innsbruck und Wien beschäftigt. Nach seinem Abschluss als Ingenieur in Vermessungstechnik bildete Weileder im Landesvermessungsamt München gehörlose Dienstanfänger in Kartopraphie aus. Dieses verfügt über die größte automatische Zeichenanlage in Europa. Allein aus diesem letzten Bereich mussten die Dienstanfänger alle Fremdwörter, die hier vorkommen, lernen und auch verstehen. Auch musste er, da es in der Berufsschule für Gehörlose keinen Fachmann gab, als Fachlehrer den Unterricht in Kartographie erteilen.

 

Schon früh setzte sich Weileder für die Gebärdensprache ein, gründete und leitete Kurse für Gehörlose an der Münchner VHS. Er war zudem Mitgründer des Bildungswerkes für erwachsene Gehörlose bei der VHs in Straubing und hat dort bis zum stolzen Alter von 77 jährlich mehrere Kurse gegeben. Er hat auch an der LMU Gebärden- und Gehörlosenpädagogik/-psychologie – Kurse für die Lehrerbildung gehalten.

Des Weiteren war er Gründungsmitglied der „Gehörlose Bergfreunde München e.V.“, über 10 Jahre Vorstand beim „Gehörlosenverein Cham 1956 e.V.“, rettete diesen sogar vor dem Verfall und war auch eine treibende Kraft und Vorstand beim „Katholischen Verein für Gehörlose in München“. Zudem arbeitete er jahrelang an den ersten Gebärden-Lexika mit.

 

Nach dem vielfach eine Sendung für Gehörlose und Schwerbehinderte gefordert wurde, entstand beim Bayerischen Rundfunk in den 70 er Jahren die TV-Sendung „Sehen statt hören“, an der Weileder und der ehemalige Direktor der „Gehörlosen und Taubstummenanstalt“ in Straubing Anton Klingl maßgeblich mit beteiligt waren, wobei Weileder 18 Jahre lang Gebärdenberater war und Zuschauerbriefe beantwortete. Diese Sendung wird immer noch, zur Freude vieler Gehörloser, jeden Sonntag ausgestrahlt. Hier trifft wiederum der Spruch für Weileder zu, der auf dem Sterbebild abgedruckt ist: „Vor aller Leistung stand immer seine unendlich große Herzensgüte“.

 

Für sein unermüdliches Wirken hat Gottfried Weileder viele Auszeichnungen und Ehrungen erhalten, darunter die Heinrich-Siepmann-Sportplakette des Deutschen Gehörlosen-Sportverbandes und das Bundesverdienstkreuz am Bande.

 

Gottfried Weileder ist in all den Jahren auch nicht von Schicksalsschlägen verschont geblieben. So kam seine erste Frau Anna bei einem Lawinenunglück am Spitzingsee ums Leben. Auch seine 2. Frau Jutta hatte ihn nach einer schweren Krankheit allzu früh verlassen. Seit 1981 war Weileder mit seiner dritten Frau Agnes aus dem Chiemgau verheiratet, die ihn bei Lebzeiten in ihrem kleinen Haus in Zell, das sie sich bereits 1965 erworben hatten, rund um die Uhr, verwöhnt.

 

Sie und die gesamte Familie vermissen ihren geliebten Ehemann und Vater sehr, jedoch wirkt seine positive Lebenseinstellung und die Güte, die jede seiner Handlungen prägte, bis heut nach. Sie wird mit Sicherheit immer ein Teil all jener bleiben, die ihn gekannt und geliebt haben.

 

Bild zur Meldung: Gottfried Weileder, ältester Prackenbacher

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