Hand in Hand mit der Dorfbevölkerung
Moosbacher Bürger haben ihren Dorfladen liebgewonnen – Projekterfolg: Enorme Umsatzsteigerungen im vergangenen Jahr
Moosbach. „Pling“ – die Ladentür geht auf, ein junger Mann kommt herein, stöbert kurz und stellt sich mit ein paar frischen Äpfeln, Tomaten und einer Packung Nudeln an die Theke. „Guten Morgen, schön dass´d wieder da bist!“, grüßt Sandra Häußler, Geschäftsführerin des Moosbacher Dorfladens, den Kunden. Kurz wird geplaudert, dann bittet er noch um 100 Gramm Salamiaufschnitt, bezahlt und verabschiedet sich mit einem fröhlichen „Servus!“. Sandra Häußler kommt wieder zum kleinen Tisch in der Ladenecke, setzt sich und nimmt schnell einen Bissen von ihrer Butterbreze und einen Schluck Kaffee. Viel ungestörte Zeit, über die vergangenen Monate zu plaudern, ist nicht geboten. Und das ist gut so.
„Es läuft jetzt so, wie wir es uns immer gewünscht haben!“, ist sich die Geschäftsführerin mit ihrer Stellvertreterin Tanja Wagner einig. Ein Kommen und Gehen, Jung und Alt geben sich die Klinke in die Hand. Das ist einer der Punkte, die sich im abgelaufenen Jahr verändert haben: Neben einer Steigerung der Kundenanzahl um ein Vielfaches kommt nun auch vermehrt die jüngere Generation vorbei, um Besorgungen zu machen. „Die Leute identifizieren sich endlich mit uns!“, beschreiben die beiden, ein breites Grinsen auf den Gesichtern.
Auch Bürgermeister Andreas Eckl ist als einer der Gesellschafter vorbei gekommen und hat nur lobende Worte für Leitung, Team und alle am Projekt Beteiligten übrig. Der Laden laufe nun kostendeckend und schreibe eigentlich schwarze Zahlen, dadurch hätten die Defizite der letzten Jahre mittlerweile fast ausgeglichen werden können. Die Bürger seien zum Umdenken bewegt worden und hätten den Dorfladen „liebgewonnen“. „Es wurde erfolgreich an vielen Schrauben gedreht“, sagt er und meint damit das Sortiment, regionale Lieferanten, Veranstaltungen und Kampagnen der Dorfladen-Mädels. Verantwortlich dafür, dass nun alles weiterhin so läuft, seien aber die Kunden, ist Eckl überzeugt. Auch Manuel Christl, ebenfalls Gesellschafter, zeigt sich begeistert. Rund 45.000 Euro mehr Umsatz als 2023 könne man bisher verzeichnen. Positiv bewertet er unter anderem auch die neue PV-Anlage auf dem Dach, mit der die Stromkosten reduziert werden konnten und, dass „Edeka“ als Lieferant gewonnen werden konnte.
Rückblick: Vor ziemlich genau einem Jahr übernahmen Sandra Häußler und Tanja Wagner die Leitung des Moosbacher Dorfladens, der damals mit dem Weiterbestehen zu kämpfen hatte. Gemeinsam mit dem ehrenamtlichen Beirat haben sie ein neues Konzept mit neuen Ideen entwickelt, dass sich nun, zwölf Monate später, ausgezahlt haben zu scheint.
„Verrückte Hühner“ als Geschäftsführerinnen
„Jede Woche besprechen wir das Sortiment neu. Was sich gut verkauft, bleibt, das andere wird ersetzt.“ Trotzdem wird auch mal „Außergewöhnliches“ ausprobiert, zum Beispiel Grapefruit. Denn sie wollen sich abheben von der Masse, die „verrückten Hühner“, wie sie sich selbst lachend bezeichnen. „Viele kommen wahrscheinlich einfach vorbei, weil sie uns mal live sehen wollen“, grinst Tanja Wagner. Sie versteht sich als Beauftragte für Social Media-Beiträge, mit Leidenschaft postet sie lustige Videos über den Dorfladenalltag und erreicht damit auch die Jüngeren.
Ein „Gamechanger“, so Häußler und Wagner augenzwinkernd, soll nun das Angebot von frischestem Obst und Gemüse werden – Marktqualität von einem regionalen Händler. „Ob Kunden nun nach Viechtach oder Cham auf den Wochenmarkt fahren oder zu uns, ist eigentlich egal.“ Seit rund zwei Monaten kommt immer montags der Lieferant, der auch Märkte beliefert, nach Moosbach. Im Gespräch ist, ob er nicht sogar zweimal die Woche liefern soll. „Unser Ziel ist es, frischere Ware als der Discounter anzubieten. Denn für Qualität sind Kunden auch bereit, Geld auszugeben.“ Deshalb sollen die Bürger zu ihnen kommen, nicht aus Mitleid, so Tanja Wagner. Und diese Strategie geht bisher wunderbar auf: Um mehr als 50 Prozent hat sich der Umsatz bei Obst und Gemüse gesteigert. „Oft werden dann auch noch weitere Dinge mitgenommen, wenn man schon mal da ist. Genau so soll es sein“, wieder eine Meinung der beiden Leiterinnen. Mit einer „Rettertüte – ich bin nicht mehr ganz frisch, aber noch gut“ werden die Produkte dann nochmal reduziert angeboten.
Neuester „Gamechanger“: Obst und Gemüse in Marktqualität
„Pling“ – „Ja, grüß Gott! Einen ganz frischen Eisbergsalat haben wir gerade reinbekommen!“, springt Sandra Häußler auf und bedient eine weitere Kundin, die schon in der vergangenen Woche begeistert vom Angebot war. Zeitgleich steht eine Dame, eine ältere Stammkundin, an der Theke und wartet aufs Abkassieren. „Es ist immer schön, wenn hier ein Ratsch geht!“, sagt sie lächelnd. Sie komme regelmäßig mit ihrem Frauenstammtisch ins kleine Dorfladen-Café und findet die Möglichkeit, sich dort zu treffen, toll für die Dorfgemeinschaft. Viele seien wie sie alleine zu Hause, hier nicht.
Jeden Freitag im Advent organisieren die Dorfladen-Mädels einen „Freitags-Weihnachtszauber“ mit besonderen adventlichen Leckerbissen und Getränken, was sehr gut angenommen werde. Am Sonntag, 22. Dezember, soll es eine Weihnachtsfrühstücksbox auf Bestellung geben. Liebevoll gestaltet sind auch die Rezeptideen für Familien, die Tanja Wagner an der Theke aufgebaut hat, und die kostenlos mitgenommen werden können. „Bei sowas ist sie mit Feuereifer dabei“, lacht Sandra Häußler über das Eigenengagement, das alle ihrer Mitarbeiterinnen auszeichnet.
Hand in Hand mit der Dorfbevölkerung
Besonders freut sie sich über das „Hand in Hand“, das mittlerweile zwischen Dorfladen und Bevölkerung herrscht. Ein Beispiel: Die Moosbacher Dorfweihnacht am ersten Adventswochenende. Viele Vereine hätten für ihre Buden beim Dorfladen eingekauft, natürlich im Gegenzug mit Rabatten. Als dann am Sonntag einige Dinge ausgegangen waren, öffnete der Dorfladen kurzerhand seien Türen und half aus – „eine Selbstverständlichkeit!“, wie die Geschäftsführerin findet. Ebenso wie die Geste, den gemeindlichen Kindergärten und der Grundschule Adventskalender zu spendieren.
Das Ziel aller Beteiligten ist es, den Dorfladen zu erhalten. Mit dem derzeitigen Einsatz des Personals einerseits und der Unterstützung aus den Reihen der Bürger andererseits, ist dieses Ziel nun greifbar – zur Freude aller.
BU´s:
1: Im Dorfladen Moosbach herrscht mittlerweile reger Betrieb, zur Freude aller Beteiligten. Die Bürger haben sich mit dem Laden endlich identifiziert und ihn „liebgewonnen“, ist Bürgermeister Andreas Eckl überzeugt.
2: Im kleinen Dorfladen-Café treffen sich regelmäßig oder auch spontan verschiedene Gruppen zum Ratschen. Geschäftsführerin Sandra Häußler (v.l.), ihre Stellvertreterin Tanja Wagner und Manuel Christl, einer der Gesellschafter, besprechen neue Kampagnen.
3: Ganz neu: Immer montags gibt es marktfrisches Obst und Gemüse vom Lieferanten. Seither ist deren Umsatz um mehr als 50 Prozent gestiegen.
4: Was nicht sofort verkauft wird, kommt in die „Rettertüte“ – zu reduziertem Preis.
5: Sich mit kleinen, liebevollen Ideen abheben: Zum Beispiel gibt´s an der Theke eine kostenfreie Rezeptsammlung für Familien, um derartige Kampagnen kümmert sich Tanja Wagner.
6: Natürlich gibt´s auch wieder Weihnachtsdeko. Im Eingangsbereich haben kreative Köpfe und Finger aus der Umgebung Platz, an dem die entstandenen Waren angeboten werden können.
Fotos: Lisa Brem
Bild zur Meldung: Hand in Hand mit der Dorfbevölkerung