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Für Nächstenliebe und Mitmenschlichkeit

07. 04. 2025

Prackenbach. „Warum ich noch immer in der Kirche bin“ – zahlreiche Interessierte verfolgten am vergangenen Dienstagabend im Prackenbacher Bürgerhaus gespannt Argumente und Argumentationshilfen für Gespräche mit eher kritisch denkenden Verwandten und Bekannten. Pfarrer Werner Konrad beleuchtete in seinen Ausführungen auch die derzeitige Situation der Kirche, blickte zurück wie auch voraus in die Zukunft. Die Veranstaltung fand im Rahmen der KEB (Katholischen Erwachsenenbildung) Regen statt und wurde von der Pfarreiengemeinschaft Moosbach-Prackenbach-Krailing in Kooperation mit dem Verein für Gartenbau und Landespflege Moosbach organisiert.

 

Über 40 Zuhörer waren gekommen, was Konrad sichtlich freute. Nach einer kurzen Begrüßung durch Birgit Schedlbauer, KEB-Beiratsmitglied, begann der Referent mit einer Rundumschau auf den derzeitigen Wandel in Kirche und Christentum. Die seit 1. Februar manifestierte große Pfarreiengemeinschaft Viechtacher Land sei eine Auswirkung davon, immer weniger Gläubige, immer mehr Austritte – „die Gestalt der Kirche bröckelt!“ Viele blickten ängstlich auf die unsichere Zukunft.

 

Mit einem Rückblick auf die kirchliche Vergangenheit zeigte Konrad mögliche Gründe für diese Entwicklungen auf. Im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation habe es vor rund 250 Jahren keine Trennung von Kirche und Staat gegeben, damit auch keine Freiheit. „Die Kirche gab damals den Sinn des Lebens vor“, das sei zwangsläufig so gewesen. Gottesdienste zu besuchen, sei eine Pflicht gewesen, unter Androhung von Strafen.

 

Heute sei das anders, jeder habe zurecht die Möglichkeit, für sich selbst zu entscheiden. Konrad nannte als Säulen der modernen Gesellschaft Individualismus und Pluralismus. Jeder sei selbst für sein Leben verantwortlich und könne selbst wählen, an was er glauben möchte. Gleichzeitig gebe es aber sehr viele „Sinnangebote“, die auch überfordern könnten. Jeder habe eine eigene Erzählung, die Religion sei nicht mehr übergeordnet, erklärte er. 

 

Viele Kirchenangehörige seien nicht mehr wirklich gläubig (nur noch 15 bis 20 Prozent), sondern nur aus Brauchtum der Festlichkeiten, wie Kommunion, Firmung, Hochzeit, Taufe, Beerdigung, dabei. Außerhalb der Religion gehe es im heutigen Zeitalter vor allem um Selbstoptimierung, durch Sport oder gesunde Ernährung. Man wolle das Leben auskosten und Spaß und Erfolg haben. „Selbstdarstellung“ sei ein wichtiger Begriff geworden, so der Referent. Man selbst sehe sich als „Projekt“, wer nicht Teil davon sein wolle, werde an den Rand gedrängt.

 

Dagegen stellte er die Auffassung der Religion: Sie sehe Gott im Mittelpunkt. Menschen seien kein Zufallsprojekt, sondern von etwas größerem in die Welt gesetzt. Das Leben werde als großes Mysterium gesehen, Naturwissenschaften als geheimnisvoll und großartig. Das Gefühl der Geborgenheit herrsche vor, nicht das des stetigen Verbesserungsdruckes. „In der Religion geht es vor allem um Demut, Ehrfurcht und eine Ethik der Menschlichkeit.“

 

Nicht nur denen geben, von denen wir etwas zurück erwarten können, sondern auch denen, die uns nichts wieder geben oder geben können – das sei ein wichtiger Grundgedanke, eben die Nächstenliebe, wie sie Jesus vorgelebt habe. Auch die Schönheit der Natur zu schätzen wissen und sie nicht auszubeuten, gehöre dazu.

 

Was würde fehlen, wenn es die Kirche nicht mehr gäbe? Konrads Antwort: Die schöne Liturgie und wunderbare Musik, die Kunst in den Kirchen würden fehlen, das Transzendente. Die Religion gebe dem Leben einen größeren Sinn, nicht nur Macht und Geld, das sei für viele Menschen wichtig. Ebenso eine Perspektive nach dem Tod, vor dem viele Angst hätten. „Der Geist lebt in etwas Größerem weiter“, dessen sei er sich sicher. Wie die Situation in zehn oder 20 Jahren aussehe, wisse man nicht. Voraussichtlich würde die Kirche weiter schrumpfen und man müsse zusammenrücken, wie nun in der Pfarreiengemeinschaft Viechtacher Land. Gerade in Bayern seien Kirchen, Klöster, Kapellen, Kreuze nicht aus der Landschaft wegzudenken. „Es ist gut, wenn über die Kirche diskutiert wird, denn wenn sie irgendwann kein Thema mehr sein sollte, wäre das ihr Niedergang!“

 

Nach kräftigem Applaus für die interessanten und kurzweiligen Ausführungen schloss sich eine rege Diskussionsrunde an. Birgit Schedlbauer überreichte als Dankeschön ein Präsent an Pfarrer Konrad, der sich seinerseits nochmals für die große Besucherzahl bedankte.

 

Dieser Bericht wurde von der Journalistin Lisa Brem verfasst und für unsere Homepage zur Verfügung gestellt.

 

Bild zur Meldung: Pfarrer Werner Konrad freute sich über die hohe Besucherzahl beim Vortrag „Warum ich noch in der Kirche bin“.

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